Seefunkgeschichte

Die Erfindung der drahtlosen Morsetelegrafie und ihr Einsatz auf Schiffen

Die drahtlose Morsetelegrafie revolutionierte die Kommunikation auf hoher See und ermöglichte es den Schiffen, Nachrichten über große Entfernungen auszutauschen. Diese bahnbrechende Erfindung, die in den späten 1800er Jahren entwickelt wurde, veränderte die maritime Kommunikation grundlegend. Dieser historische Text beschäftigt sich mit der Entstehung der drahtlosen Morsetelegrafie, ihrer Entwicklung bis ungefähr zum Jahr 1930 und ihrem Einsatz auf Schiffen.

James Clerk Maxwell Heinrich Rudolf Hertz Nikolas Tesla

Die Grundlagen der drahtlosen Morsetelegrafie wurden unter anderem von dem britischen Physiker James Clerk Maxwell in den 1860er Jahren gelegt. Er erkannte, dass elektromagnetische Wellen über den Äther ausgestrahlt werden und dass sie zur drahtlosen Kommunikation genutzt werden könnten. Gleichzeitig arbeiteten andere Wissenschaftler wie Heinrich Hertz, Guglielmo Marconi und Nikola Tesla an ähnlichen Erkenntnissen.

Marconi 1901

Guglielmo Marconi gilt als Pionier der drahtlosen Morsetelegrafie und gründete 1897 die Marconi Wireless Telegraph Company. Im Jahr 1901 gelang es Marconi, das erste transatlantische Signal von Cornwall nach Neufundland zu senden. Diese Errungenschaft zeigte das enorme Potenzial der drahtlosen Kommunikation auf und löste eine Welle des Interesses und der Forschung aus.

In den folgenden Jahrzehnten wurde die Technologie kontinuierlich verbessert. Die Übertragungsreichweite wurde erweitert, die Klangqualität verbessert und die Geräte wurden kleiner und effizienter. Die drahtlose Morsetelegrafie wurde zunehmend von Schifffahrtsgesellschaften erkannt und in ihre Schiffe integriert.

Die Morsetelegrafie wurde zu einer unverzichtbaren Kommunikationsmethode auf Schiffen, insbesondere bei der Übermittlung von Navigationshinweisen, Wettermeldungen und allgemeinen Informationen zwischen Schiffen und Küstenstationen. Das Morsealphabet ermöglichte es, Nachrichten in Form von Punkten und Strichen zu übertragen, was eine effiziente Kommunikation über Funk ermöglichte.

Titanic

Die Titanic, ein Luxusdampfer der White Star Line, war eines der bekanntesten Schiffe, das mit einer drahtlosen Morsetelegrafie ausgestattet war. Das Schiff verfügte über eine Funkstation, die von zwei Funkern betrieben wurde: Jack Phillips und Harold Bride. Während der verhängnisvollen Nacht des 14. April 1912 spielten diese beiden jungen Männer auf der sinkenden Titanic eine entscheidende Rolle.

RO Jack Phillips  RO Harold Bride

Als die Titanic gegen einen Eisberg stieß und in Not geriet, begannen Phillips und Bride, CQD-Notsignale abzusetzen. CQD stand für „Come Quick, Danger“ (Kommen Sie schnell, Gefahr) und war zu der Zeit das gebräuchliche internationale Notsignal. Die beiden Funker setzten ihre Fähigkeiten ein, um die Nachrichten über die drahtlose Morsetelegrafie zu senden und um Hilfe zu bitten. Die Nachrichten wurden an umliegende Schiffe und Küstenstationen gesendet

Eisberg Warnung
Allerdings erkannte Phillips, dass CQD möglicherweise nicht von allen Stationen und Schiffen sofort verstanden wurde. Daher beschloss er, zusätzlich das neu eingeführte Notrufsignal SOS zu verwenden. SOS bestand aus den Morsezeichen „… — …“ und wurde 1905 von der deutschen Regierung auf internationalen Konferenzen eingeführt. Es wurde schnell von vielen Schiffen und Küstenstationen übernommen und erkannt.

Phillips und Bride setzten beide Notsignale abwechselnd ein, um sicherzustellen, dass ihre Botschaften gehört und verstanden wurden. Die tragische Nacht der Titanic-Katastrophe zeigte die Bedeutung der drahtlosen Morsetelegrafie als Kommunikationsmittel in Notfallsituationen auf See.

Im Laufe der Jahre wurde die drahtlose Morsetelegrafie weiterentwickelt. Die Technologie wurde verbessert, die Übertragungsreichweite erhöht und die Kommunikation effizienter gestaltet. Im Laufe der 1920er Jahre wurden fortschrittlichere Röhrensender und -empfänger eingeführt, die eine bessere Klangqualität und höhere Übertragungsgeschwindigkeiten ermöglichten.

Mit der steigenden Anerkennung der Bedeutung von Kommunikation auf See wurden immer mehr Schiffe mit Funkanlagen ausgestattet. Zunächst wurden hauptsächlich große Passagierschiffe und Handelsschiffe mit der Technologie ausgestattet, um die Kommunikation zwischen Schiffen und Küstenstationen zu erleichtern. Die Funkstationen wurden als wichtige Abteilungen an Bord angesehen und hatten eigene speziell ausgebildete Funker.

Mit der Zeit wurden auch andere Schiffsklassen mit Funktechnik ausgestattet, darunter Kriegsschiffe, Küstenwachschiffe und sogar kleinere Fischerboote. Die Vorteile der drahtlosen Morsetelegrafie, insbesondere in Bezug auf die Sicherheit und die Fähigkeit zur schnellen Kommunikation, wurden zunehmend erkannt und genutzt.

Funkstation Cap San Diego/DNAI (ca. 1962)

Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts erlebte der Seefunk weitere bedeutende Entwicklungen. Die drahtlose Morsetelegrafie wurde im Laufe der Jahre durch fortschrittlichere Kommunikationstechnologien wie Sprechfunk und schließlich digitale Kommunikationssysteme ersetzt. In den 1990er Jahren begannen Satellitenkommunikationssysteme, wie beispielsweise das Global Maritime Distress and Safety System (GMDSS), den traditionellen Seefunk zu ergänzen und zu ersetzen. Diese modernen Kommunikationssysteme ermöglichten eine noch effizientere und zuverlässigere Kommunikation auf See.

Die drahtlose Morsetelegrafie, die einst eine Revolution darstellte, wurde schließlich zu einem historischen Aspekt der Seefahrt, der durch moderne Technologien abgelöst wurde. Dennoch bleibt sie ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung der Kommunikationstechnologie auf See und ein Symbol für die Bedeutung der drahtlosen Kommunikation in der maritimen Geschichte.

Fotonachweis: Alle Fotos stammen von https://commons.wikimedia.org